Vereinsgeschichte

1965 - 1971

Im Juni 1968 fand während des 15. Internationalen Modellbahnwettbewerbes, den der Deutsche Modelleisenbahnverband (DMV) in Dresden ausrichtete, eine Sonderfahrt auf der Schmalspurbahn Radebeul Ost-Radeburg statt. Den Besuchern einer Fahrzeugausstellung im Bahnhof Radebeul Ost wurde dabei auch ein Schmalspurzug mit der Lok 99 535 und zweiachsigen Wagen präsentiert. Schon 1965 war es unter maßgeblicher Beteiligung des Eisenbahners Fritz Hager (RBD Dresden, Abt. Wagenwirtschaft) gelungen, diese Wagen der Baujahre 1882 bis 1917 vor der Verschrottung zu bewahren, in den Bestand des Verkehrsmuseums Dresden aufzunehmen und in Radebeul zusammenzuführen. Damit war der Grundstock für eine der wertvollsten Sammlungen historischer sächsischer Schmalspurfahrzeuge gelegt. Die IV K 99 535 erhielt anschließend einen Ehrenplatz im Verkehrsmuseum, die Wagen blieben im Bahnhof Radebeul Ost und wurden dort in den folgenden Jahren hauptsächlich von Dieter Krause aus Radebeul gepflegt. Zum MOROP-Kongress 1971 in Dresden richteten die Deutsche Reichsbahn und das Verkehrsmuseum Dresden vom 19. bis 22. August auf dem Bahnhof Radebeul Ost die bis heute größte Fahrzeugausstellung aus. Neben 25 historischen und modernen Lokomotiven aller drei Traktionsarten und 17 Wagen war auf dem hergerichteten Gleis an der Ladestraße wiederum der schmalspurige Museumszug zu besichtigen. Vor ihm stand die vom Bw Wilsdruff geliehene VI K 99 715. Diese Veranstaltung ließ Radebeul bei vielen Eisenbahnfreunden im In- und Ausland bekannt werden.

1972 - 1974

Die 99 715 kam – nach ihrem »Umfall« auf der Frauensteiner Strecke nochmals aufgearbeitet, aber nun durch die Stillegung des Wilsdruffer Netzes arbeitslos – im Sommer 1973 endgültig als »Denkmallokomotive« vor den Museumszug. Um die dauerhafte Aufstellung dieser Fahrzeuge an der Ladestraße zu ermöglichen, verlegten Eisenbahnfreunde ein neues Abstellgleis. Diese Enthusiasten begannen 1973, Sonderfahrten eines »Traditionszuges« auf der Radebeuler Schmalspurbahn vorzubereiten. Am 10. und 11. August 1974 fanden im Anschluß an den 3. Verbandstag des DMV die ersten Fahrten statt. Der Traditionszug wurde aus vierachsigen Personenwagen der Baujahre 1911 bis 1930 gebildet, die noch weitestgehend die originale Inneneinrichtung der alten 2., 3. und 4. Klasse besaßen. Die Hauptattraktion aber war wohl der offene Aussichtswagen im Zugverband. Als Lokomotive überführte die Deutsche Reichsbahn die Reko-IV K 99 1539 aus Mügeln. Schon die ersten öffentlichen Fahrten waren ein voller Erfolg und schnell ausverkauft, viele Besucher konnten dem besetzten Zug nur noch hinterherschauen! Ein regelmäßiger Traditionsbetrieb und die Pflege des inzwischen durch weitere Wagen vergrößerten Museumszuges erforderten eine feste Organisationsform der Eisenbahnfreunde. Deshalb beschlossen sie im Dezember 1974 die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft im DMV, die im Januar 1975 als AG 3/58 »Traditionsbahn Radebeul Ost-Radeburg« mit der Arbeit begann. Ihr erster Vorsitzender wurde Dieter Krause.

1975 - 1990

Hauptanliegen der AG wurde die Vorbereitung, Durchführung und Ausgestaltung eines historischen Zugbetriebes, wobei in dieser Form in der DDR absolutes Neuland beschritten werden musste. Dennoch gelang es uns zusammen mit der Deutschen Reichsbahn und dem Verkehrsmuseum Dresden, die anfangs noch immer auf der Stilllegungsliste stehende Schmalspurstrecke Radebeul Ost-Radeburg schrittweise zu einer lebendigen Museumsbahn zu gestalten. Schwierig und aufwendig war in den Zeiten der Materialknappheit der Erhalt der tagtäglich im Freien stehenden Museumsfahrzeuge. Der in den achtziger Jahren vorgesehene Bau einer Überdachung scheiterte, so daß noch immer ständig Anstrich- und Ausbesserungsarbeiten erfolgen müssen. Um die wertvollen Veteranen vor dem Zerfall zu bewahren, sind teilweise umfangreiche Holz- und Schlosserarbeiten notwendig. Für mehrere Wagen konnten dafür spezielle Werkstätten gefunden werden. Um unseren Fahrgästen mehr zu bieten als nur die pure Eisenbahnfahrt, haben wir ein umfangreiches Souvenirangebot aufgebaut. Dem interessierten Besucher und Eisenbahnfreund versuchten wir, in unserer damaligen Ausstellung im Güterboden des Radeburger Bahnhofs und durch zahlreiche Broschüren die sächsische Schmalspurbahn-Geschichte nahezubringen. Und daß es schon früher im Packwagen der Traditionszüge gutes Bier gab, war nicht nur bei den Fahrgästen bekannt...

seit 1990

Aus der Arbeitsgemeinschaft 3/58 ging im Jahre 1990 der gemeinnützige Verein »Traditionsbahn Radebeul e.V.« hervor, aus einer Handvoll Gründungsmitglieder sind zweieinhalb Jahrzehnte später etwa 110 aktive und fördernde Mitglieder geworden. Nachdem sich die Deutsche Bahn AG im Frühling 1998 zum Weiterbetrieb »unserer« Schmalspurbahn entschieden hatte, konnte unser Verein am 1. Juni 2000 den größten Teil der Traditionsfahrzeuge von der DB Regio kaufen. Damit sind wir als Eisenbahnverkehrsunternehmen für den Traditionsbetrieb im vollen Umfange selbst verantwortlich, einschließlich der betriebssicheren Vorhaltung unserer historischen Fahrzeuge. Wir benötigen dennoch auch zukünftig die Unterstützung unserer langjährigen Partner sowie die anderer Institutionen und Vereine, um die Traditionszüge im gewohnten Umfange weiterbetreiben zu können. Auch ermöglichen wir unseren Mitgliedern ein ansprechendes Vereinsleben mit so manchem Blick über den Eisenbahn-Horizont hinaus, denn ein Hobby soll natürlich vor allem Spaß machen!