Personenwagen 970-269 wird wieder aufgearbeitet
Grauer Anstrich, originale Holzverkleidung und authentisch beheizt per Kanonenofen: So soll der Wagen nach Abschluss der Arbeiten etwa aussehen und 51 Personen einen gemütlichen Platz bei der Fahrt durch den Lößnitzgrund bieten.
Informationen zum Wagen:
Der Wagen 970-269 wurde 1914 als 560k bei der Königlich Sächsischen Staatseisenbahn in Dienst gestellt. Als Wagen der vierten Klasse mit einem Abteil für schweres und sperriges Handgepäck versehen war er über Jahrzehnte hinweg auf vielen sächsischen Schmalspurstrecken das Transportmittel der einfachen Landbevölkerung. Die nach dem Gepäckabteil umgangssprachlich als „Traglastenwagen“ bezeichneten Wagen mit ihren charakteristischen hohen Fenstern prägten lange auch das Bild des Lößnitzdackels. 1973 wurde der Wagen von Zittau nach Radebeul umgesetzt und wurde wegen seiner weitestgehend original erhaltenen Inneneinrichtung fortan im Traditionszug eingesetzt. Mit seinen 51 Sitzplätzen ist er der Kapazitätsstärkste Wagen im Traditionszug, dessen Fehlen wir seit der notwendigen Abstellung im Frühjahr 2016 schmerzlich bemerken. Denn nach über 40 Jahren im Traditionsbetrieb ist 970-269 der letzte Traditionswagen, dessen hölzerner Wagenkasten noch nicht grundhaft erneuert wurde. Wir wollen diese notwendigen arbeiten als Gelegenheit sehen und den Wagen wieder in den Auslieferungszustand zurückversetzen. Auch wenn die notwendigen Reparaturarbeiten teilweise gefördert werden, müssen wir dennoch enorme Eigenmittel aufwenden und sind deshalb auf ihre Unterstützung angewiesen! Bitte helfen Sie mit, dass der Traditionswagen 970-269 auch in den kommenden Jahrzehnten, noch schöner als zuvor, durch den Lößnitzgrund rollen kann!
Fabrikfoto des baugleichen Wagens 561 K (Heute: 970-268, Eigentum SOEG):
© Sammlung TRR, Fritz-Hager-Archiv
Dokumentation der Arbeiten:
Vor Anfang der Arbeiten präsentiert sich unser Wagen im Zustand der zwanziger Jahre – und ist technisch in einem ziemlich schlechten Zustand. Am Rahmen sind größere Arbeiten notwendig, der hölzerne Wagenkasten muss dringend erneuert werden und die in den 50er Jahren angebrachte Blechverkleidung hat das Ende ihrer Lebensdauer erreicht.
Das volle Ausmaß des Verschleißes wird erst nach der Demontage der Wagenverkleidung sichtbar. Auch kommen dabei historische Anschriften zum Vorschein, die bislang von der Blechverkleidung verdeckt waren.
Nach und nach demontieren die Mitglieder der Traditionsbahn Radebeul Inneneinrichtung und Wagenkasten.
Am 31. August tritt der Rahmen den Weg nach Marienberg im Erzgebirge an, wo er in der Fachwerkstatt der RVE gründlich aufgearbeitet wird.
Zurück in Radebeul steht dem Neuaufbau des Wagenkastens nun nichts mehr im Wege. Da außer der Bestuhlung alle Teile neu angefertigt werden müssen, gleicht dies einem Neubau.
Im Januar 2020 sind die Einzelteile für den Wagenkasten bereits in Radebeul angekommen und warten auf den Zusammenbau. Der Bodenrahmen wurde bereits montiert und mit dem Wagenkasten verschraubt. Hier ist genaue Maßarbeit nötig, damit die Bohrungen auch sauber mit den Bohrungen im Stahlrahmen übereinstimmen.
Eines der schwierigsten Bauteile am Wagenkasten sind die gekrümmten Dachspannten. Dier ersten beiden für die Wagenenden sind bereits vorhanden, die restlichen müssen noch durch den Tischler angefertigt werden.
Für den Fußboden werden werden gehobelte und mit Holzschutz behandelte Holzplanken verwendet. Da diese einerseits von unten kommender Feuchtigkeit ausgesetzt sind und andererseits wegen ihrer schlechten Zugänglichkeit möglichst lange vor Verwitterung geschützt werden müssen, ist eine gründliche Lackierung hier unerlässlich.
Quasi nebenbei erfolgt die Aufarbeitung vieler kleinerer Ausrüstungsgegenstände, die später die Inneneinrichtung vervollständigen werden. Dazu zählen Fenster, Fensterriemen, Scherengitter, Lüftungsaufsätze, Türgriffe, Metallbeschläge und vieles mehr.
Mit dem Neuaufbau wird auch die Dampfheizung ausgebaut, die der Wagen erst deutlich nach seiner Auslieferung erhielt. Stattdessen werden zwei Kanonenöfen wieder für genügend wärme sorgen. Diese sind bereits vorhanden, warten aber noch auf eine Aufarbeitung. Neben einer gründlichen Entrostung muss auch die Innenauskleidung mit Schamottesteinen erneuert werden. Die Umhausungen für die Öfen müssen dagegen noch neu angefertigt werden.
Im März und April laufen, ungebremst von allen pandemiebedingten Widrigkeiten, die Arbeiten am Wagen weiter. Noch vorhandene und altbrauchbare Holzbohlen wurden aufgearbeitet und als Fußbodenbretter zugesägt. Ende April sind fast alle Felder schon mit behandelten Brettern gefüllt und der Boden fast fertiggestellt.
Das Pandemie Jahr 2020 ist geprägt von Zugausfällen und Ausgangsbeschränkungen, so fehlen uns aktuell sowohl die finanziellen Mittel als auch die ehrenamtlichen Arbeitskräfte, um mit der Rekonstruktion des Traglastenwagens so voran zu kommen, wie wir gerne würden.
Im Juli 2020 konnte endlich das Grundgerüst des Wagenkastens aufgebaut werden, mitterweile ist schon wieder zu erkennen, dass es sich um einen Eisenbahnwagen handelt.
Als nächster Arbeitsschritt folgt der Neubau des Daches, bestehend aus dem Oberrahmen, der auf den Wagenkasten aufgesetzt wird, und den Dachspanten, die zu den kompliziertesten Teilen des Neubaus gehören. Da diese Arbeiten durch einen beauftragten Tischlermeister erfolgen und die Finanzierung wahrscheinlich erst mit den Einnahmen der nächsten Fahrten erfolgen kann, arbeiten wir in der Zwischenzeit an den Ausrüstungsgegenständen des Wagens.
Die Kanonenöfen glänzen wieder wie neu und warten auf ihren Einbau.
Als einzige hölzerne Baugruppe kann die Bestuhlung des Wagens wiederverwendet werden. Zuvor erfolgt jedoch eine gründliche Aufarbeitung, es werden die alten Farbschichten abgeschliffen und die schlechter erhaltenen Füße durch Metallschuhe verstärkt. Zum Abschluss wird noch ein neuer Anstrich erfolgen.
Einige Bänke sind bereits weitestgehend fertiggestellt und haben schon einmal ihren zukünftigen Einbauort erreicht.
Im Oktober 2021 konnte endlich das Dachgerüst am Traglastenwagen 560 K im Rahmen der Rekonstruktion des Wagenkastens zusammengebaut werden. Der von uns beauftragte Tischler lieferte die Dachspriegel, die zu den kompliziertesten Teilen des Wagenkastenneubaus gehören. Damit ist der Wagen nun wieder zweifelsfrei als Eisenbahnfahrzeug zu erkennen.
Da der Fortgang der Arbeiten maßgeblich vom Umfang der verfügbaren finanziellen Mittel abhängt, sind wir bei diesem Projekt auf die Unterstützung aller Freunde und Förderer der Lößnitzgrundbahn angewiesen. Bitte helfen auch Sie, damit der Wagen möglichst bald wieder Fahrgäste auf dem Weg durch den Lößnitzgrund erfreuen kann.
Bankverbindung:
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Konto 3 000 025 099 bei Sparkasse Meißen, BLZ 850 550 00
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